38 research outputs found
Verschriftlichtes Recht und Sozialorganisation
"Bei der Betrachtung und Analyse von Gesellschaftstypen wird von soziologischer Seite ein Aspekt der gesellschaftlichen Entwicklung seltener thematisiert, der jedoch für die Sozialorganisation insgesamt von großer Bedeutung ist: Die Herausbildung von Schriftlichkeit als Medium der Wissensspeicherung und Informationsübertragung. Das bedeutet, daß, die (partielle) Umstellung von mündlicher auf schriftliche Kommunikation keinesfalls nur eine (mnemo-)technische Innovation darstellt, sondern die kulturellen und sozialstrukturellen Grundlagen der Gesellschaft tiefgreifend beeinflußt. Der Begriff 'kodifiziertes Recht' verweist bereits auf eine Unterscheidung, die als solche jedoch selten ins Blickfeld gerät, nämlich die Unterscheidung von Gewohnheitsrecht und schriftlich fixiertem Recht. Spricht man - vor allem im Kontext von modernen Gesellschaften - von Recht, so wird dieses mit kodifiziertem Recht gleichgesetzt. Durch diese Art der Betrachtung verschwinden die sozialen Implikationen, die mit der Einführung des kodifizierten Rechts einhergehen. Zunächst einmal stellt sich die Frage, inwiefern das Vorhandensein eines Schriftsystems die Herausbildung einer spezifischen Sozialstruktur und eines spezifischen Rechts bedingen und/oder ob man von einer allmählichen Transformation von Sozialstruktur und Recht durch den Einfluß einer Schrifttechnik ausgehen kann. Man könnte in diesem Sinne von einer (mindestens) doppelten Codierung von Normen sprechen, die erstens ihre Explizitheit und zweitens ihre Darstellung umfaßt. Die Form der (schriftlichen) Darstellung hat darüber hinaus eine eminente Bedeutung in bezug auf das Vertragsrecht, das seinerseits - wie von Durkheim bereits beschrieben - in enger Verbindung mit den differenzierenden und integrierenden Kräften der Gesellschaft gesehen werden muß. Darüber hinaus hat die Notwendigkeit des Vorhandenseins schriftlicher Dokumente weitreichende Konsequenzen etwa hinsichtlich der individuellen Rechtswahrnehmung, oder in bezug auf die Formen der Gemeinschaftsbildung." (Autorenreferat
Abweichung und soziale Kontrolle unter Individualisierungstendenzen
"Nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes läßt sich der gesellschaftliche Transformationsprozeß in Ostdeutschland in Termini charakterisieren, die in der neueren Sozialstrukturanalyse ursprünglich mit Bezug auf die westdeutsche Gesellschaft entwickelt worden waren. Wenn nämlich das herausragende Kennzeichen der westdeutschen Sozialstruktur in ihrer Individualisierungstendenz besteht - hierunter soll vor allem das Brüchigwerden von Normalbiographien und die Herausbildung individueller Lebensverlaufmuster, die zeitliche Flexibilisierung der Berufskarriere, Lösung aus Gemeinschaftsformen, Funktionsverlust traditioneller Solidargruppen und die Abhängigkeit von sozialpolitischen Verteilungsmaßnahmen und personenbezogenen Rechtsansprüchen verstanden werden - so ist dieser Sachverhalt gerade auch für die neuen Bundesländer zutreffend. Die mit diesem Freisetzungsprozeß korrespondierende Reintegration weist für Ostdeutschland jedoch die Besonderheit auf, daß sie in einer Gesellschaftsordnung erfolgt, die ihrerseits bereits durch Individualisierungstendenzen gekennzeichnet ist. Somit werden die freigesetzten Individuen der DDR in eine Gesellschaft eingebunden, deren individualistische Vergesellschaftungslogik in vielen Punkten der kollektivistischen des DDR-Staates diametral gegenüber steht. Im Zuge dieser Individualisierungstendenzen verwischen sich die Grenzen zwischen kollektiver Autonomisierung und gesellschaftlicher Anomisierung, zwischen individueller Abweichung von Handlungsnormen und der Anpassung an veränderte Handlungsbedingungen. Während diese Kategorien an begrifflicher Schärfe verlieren, erscheint für die Analyse sozialstruktureller Veränderungen die (Wieder-) Belebung des Begriffs der 'sozialen Kontrolle' in seiner klassischen Form (vgl. etwa Park/Burgess, Gurvitch) besonders fruchtbar. Auch Ross und Durkheim hatten 'soziale Kontrolle' als Bindeglied konzipiert, das gerade Gesellschaften, deren gemeinsame Lebensgrundlagen erodieren, zusammenhält. Individualisierung läßt nämlich keineswegs auf das Fehlen sozialer Kontrolle als Komponente der sozialen Ordnungsbildung schließen, sondern sogar auf die Zunahme des Gesamtvolumens sozialer Kontrollen. Die Frage nach dem Muster der sozialen Kontrolle in einer individualisierten Gesellschaft wird dabei weder in der Aufdeckung eines nicht hintergehbaren Zwanges noch in der Konstatierung völliger Kontingenz von Praxisformen zu suchen sein. Die Frage muß vielmehr umformuliert werde: Welchen Beitrag zur gesellschaftlichen Ordnungsbildung leistet die zunehmende Individualisierung?" (Autorenreferat
Visualität. Logik und Wirklichkeit des Visuellen: Vom Schreiben über Bilder. Die Moderne, die Medizin und ihre (neuen) Subjekte. Evaluation im transdisziplinären Spannungsfeld. Sammelbesprechungen zu den Themen Visualität, Medizin und ihre Subjekte, Evaluation transdisziplinär
Kornelia Hahn: Visualität. Logik und Wirklichkeit des Visuellen: Vom Schreiben über Bilder.Besprechung der Titel: REGULA VALÉRIE BURRI: Doing Images. Zur Praxis medizinischer Bilder. Bielefeld: transcript 2008. MARTINA HESSLER / DIETER MERSCH (Hrsg.): Logik des Bildlichen. Zur Kritik der ikonischen Vernunft. Bielefeld: transcript 2009. BERND HÜPPAUF / PETER WEINGART (Hrsg.): Frosch und Frankenstein. Bilder als Medium der Popularisierung von Wissenschaft. Bielefeld: transcript 2009. YORK KAUTT: Image. Zur Genealogie eines Kommunikationscodes der Massenmedien. Bielefeld: transcript 2008. JÜRGEN RAAB: Visuelle Wissenssoziologie. Theoretische Konzeption und materiale Analysen. Konstanz: UVK 2008. FRANK STAHNISCH / HEIJKO BAUER (Hrsg.): Bild und Gestalt. Wie formen Medienpraktiken das Wissen in Medizin und Humanwissenschaften? Hamburg: LIT 2007. Willy Viehöver, Fabian Karsch: Die Moderne, die Medizin und ihre (neuen) Subjekte.Besprechung der Titel: MATTHIAS KETTNER (Hrsg.), Wunscherfüllende Medizin. Ärztliche Behandlung im Dienst von Selbstverwirklichung und Lebensplanung. (Kultur der Medizin; Bd. 27), Frankfurt a. M.: Campus 2009. SWEN KÖRNER, Dicke Kinder revisited. Zur Kommunikation juveniler Körperkrisen. Bielefeld: transcript 2008. JÖRG NIEWÖHNER / CHRISTOPH KEHL / STEFAN BECK (Hrsg.), Wie geht Kultur unter die Haut? Emergente Praxen an der Schnittstelle von Medizin, Lebens- und Sozialwissenschaft. Bielefeld: transcript 2008. CLAUDIA PETER, Dicke Kinder. Fallkonstruktionen zum sozialen Sinn der juvenilen Dickleibigkeit. Bern: Hans Huber 2006. NICOLAS PETHES / BIRGIT GRIESECKE / MARCUS KRAUSE / KATJA SABISCH (Hrsg.), Menschenversuche. Eine Anthologie 1750-2000. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2008. KATJA SABISCH, Das Weib als Versuchsperson. Medizinische Menschenexperimente im 19. Jahrhundert am Beispiel der Syphilisforschung. Bielefeld: transcript 2007. PAULA-IRENE VILLA (Hrsg.), Schön normal. Manipulationen am Körper als Technologien des Selbst. Bielefeld: transcript 2008. Thomas Widmer: Evaluation im transdisziplinären Spannungsfeld.Besprechung der Titel: GESA BIRNKRAUT, Evaluation im Kulturbetrieb. Wiesbaden: VS 2011. WOLFGANG BÖTTCHER / JAN NIKOLAS DICKE / NINA HOGREBE (Hrsg.), Evaluation, Bildung und Gesellschaft. Steuerungsinstrumente zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Münster: Waxmann 2010. UDO KUCKARTZ / THOMAS EBERT / STEFAN RÄDIKER / CLAUS STEFER, Evaluation online. Internetgestützte Befragung in der Praxis. Wiesbaden: VS 2009. REINHARD STOCKMANN / WOLFGANG MEYER, Evaluation. Eine Einführung. Leverkusen: Barbara Budrich (UTB) 201
Analysis of Frankia populations in three soils devoid of actinorhizal plants
Frankia populations were analyzed in three soils devoid of actinorhizal plants but containing monocultures of birch (Betula pendula Roth), pine (Pinus sylvestris L.) or spruce (Picea abies (L.) Karsten). Bioassays using seedlings of Alnus incana as capture plants resulted in nodulation capacities of 3160±7, 2267±13, and 2747±6 nodulation units g−1 of these soils, respectively. Comparative sequence analysis of an actinomycetes-specific insertion in domain III of the 23S rRNA allowed a grouping of isolates obtained from nodules of the capture plants into three distinct groups of the Alnus host infection group. This separation was confirmed by the analysis of genomic fingerprints of the isolates generated by rep-PCR fingerprinting with the BOX primer. Genomic fingerprints also demonstrated that all isolates differed from each other. The isolates accounted for a significant proportion of the Frankia population in root nodules of the capture plants as shown by in situ hybridization with specific probes. However, only those Frankia strains isolated from soil of the birch stand via Alnus seemed to represent the total Frankia population in root nodules. Nodules induced after inoculation with soil from the pine or spruce stand also contained Frankia populations which were not isolated during this study and which could not be identified by in situ hybridization. Depending upon whether the soil originated from a birch, pine or spruce stand, different Frankia populations were found in the nodules of the capture plants. Because a nested PCR on nucleic acids extracted from these different soils did not indicate differences in the diversity of the total Frankia populations, it was concluded that Frankia populations in nodules of the capture plants represent the fraction of physiologically active, infecting frankiae in the soils rather than the total Frankia populatio
Die Differenzierung persönlicher Beziehungen: Das Verhältnis von Liebe, Freundschaft und Partnerschaft
Schmidt J. Die Differenzierung persönlicher Beziehungen: Das Verhältnis von Liebe, Freundschaft und Partnerschaft. In: Hahn K, Burkart G, eds. Grenzen und Grenzüberschreitungen der Liebe. Studien zur Soziologie intimer Beziehungen II. 1. Auflage. Opladen: Leske + Budrich; 2000: 73-100
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PTK6 Regulates IGF-1-Induced Anchorage-Independent Survival
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Control of Cyclin D1 and Breast Tumorigenesis by the EglN2 Prolyl Hydroxylase
Summary2-Oxoglutarate-dependent dioxygenases, including the EglN prolyl hydroxylases that regulate HIF, can be inhibited with drug-like molecules. EglN2 is estrogen inducible in breast carcinoma cells and the lone Drosophila EglN interacts genetically with Cyclin D1. Although EglN2 is a nonessential gene, we found that EglN2 inactivation decreases Cyclin D1 levels and suppresses mammary gland proliferation in vivo. Regulation of Cyclin D1 is a specific attribute of EglN2 among the EglN proteins and is HIF independent. Loss of EglN2 catalytic activity inhibits estrogen-dependent breast cancer tumorigenesis and can be rescued by exogenous Cyclin D1. EglN2 depletion also impairs the fitness of lung, brain, and hematopoietic cancer lines. These findings support the exploration of EglN2 inhibitors as therapeutics for estrogen-dependent breast cancer and other malignancies